♡ Das Gehirn versteht kein "Nein"

Zusammenfassung: In diesem Text erfährst du, warum Kinder so oft nicht darauf hören, wenn ich "Nein" sage und findest ein paar Strategien, die besser funktionieren.


Denk nicht an einen rosa Elefanten!

Kennt ihr das? Das funktioniert nicht. Auch wenn ich vorher noch nie an einen rosa Elefanten gedacht habe, jetzt sitzt er mit erstaunlicher Hartnäckigkeit in meinem Kopf fest. Ein seltsames Phänomen. Der Grund dafür ist, dass unser Gehirn Verneinungen nicht richtig verarbeiten kann. Die Verneinung wird einfach gestrichen und der rosa Elefant bleibt haften. Im Alltag stolpere ich häufiger mal darüber, wenn ich versuche mein Kind von etwas abzuhalten:
"Lauf nicht auf die Straße!"
"Schmeiß nicht mit dem Essen rum!"
"Nicht so laut!"
"Wenn wir da jetzt reingehen, haust du aber nicht wieder dem Jonas die Schaufel auf den Kopf!"
– Das Ergebnis ist meist, dass entweder gar nichts passiert, oder genau das, was ich gerade verhindern wollte. – Denn selbst wenn mein Kind grundsätzlich gern machen möchte, worum ich es bitte, fehlt ihm hier die Brücke vom "Mach nicht" zum "So geht's". Um nicht an einen rosa Elefanten zu denken, muss ich an etwas anderes denken –einen grünen Affen z.B. Denn "nicht denken" können wohl nur ganz wenige erleuchtete Yogis unter uns.

Positiv formulieren

Diesen Weg vom "mach nicht" zum "so gehts" zu finden, ist aber nicht ganz einfach und kostet Zeit und Energie – besonders für Kinder. Um nicht auf die Straße zu laufen, muss ich mir eine Markierung suchen, an der ich anhalte. Um Essen nicht auf den Boden zu werfen, muss ich mich entscheiden, es auf einen Teller zu legen. Genauso wie ich nicht "nicht denken" kann, kann ich eben auch nicht "nicht fallen" oder "nicht hauen". Ich kann mich nur entscheiden, mich festzuhalten oder meinen Konflikt friedlich zu lösen. Wirksamer und "gehirngerechter" ist es deshalb, wenn ich positiv formuliere und möglichst konkrete Vorschläge mache. Z.B. "Halt dich gut fest" oder "Geh rückwärts" statt "Fall nicht!" Auf diese Weise kann mein Kind direkt handeln und es gibt weniger Raum für Missverständnisse.

Ein paar Beispiele

"Nicht kleckern/nicht spritzen!" wird zu: "Pass bitte auf, dass die Milch im Glas/das Wasser in der Badewanne bleibt"
"Nicht hauen" wird zu: "Die Spitze von dem Stock muss auf dem Boden bleiben.""Mach dich nicht nass!" wird zu: "Die Schuhe müssen trocken bleiben."
"Nicht auf die Straße laufen" wird zu: "Bitte bleib an dieser Linie stehen und nimm meine Hand."
"Nicht mit Essen werfen" wird zu: "Was du nicht mehr möchtest, leg bitte hier auf den Teller."
"Nicht spucken!" wird zu: "Wenn du das ausspucken möchtest, nimm dir bitte ein Tuch."
"Hör auf zu quengeln" wird zu: "Setz dich bitte ruhig hier hin und warte kurz, dann bekommst du dein Eis."
Meiner Erfahrung nach ist es nicht nötig, die ganze Zeit superintensiv über Formulierungen nachzudenken. Aber gerade bei wichtigen Sachen oder solchen, die scheinbar nur schwer in den Kopf wollen, lohnt es sich, mal etwas auszuprobieren.

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